Handlungsfelder
Ausgehend von den Entwicklungszielen definiert das Regionale Entwicklungskonzept fünf Handlungsfelder:
Klima-, Umwelt- und Naturschutz
Digitalisierung und regionale Wirtschaftsentwicklung
Nachhaltige Siedlungsentwicklung
Tourismus und Kultur
Das Handlungsfeld Tourismus und Kultur ist für die LEADER-Region Wildeshauser Geest von besonderer Bedeutung. Die Region bildet das Kerngebiet des Naturparks Wildeshauser Geest, dem größten Naturpark Niedersachsens. Aufgrund der herausragenden kultur- und naturräumlichen Potenziale der Naturparkregion stellen (Land-) Tourismus und landschaftsbezogene Erholung einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Gleichzeitig bildet dieses Handlungsfeld ein zentrales Entwicklungspotenzial für die Zukunft. Um langfristig als Tourismus- und Naherholungsregion attraktiv und wettbewerbsfähig bleiben zu können, bedarf es weiterer Anstrengungen. Hierzu zählen insbesondere eine noch bessere Vermarktung der Region, die Kultur und das kulturelle Erbe der Region zu fördern, den Naturtourismus nachhaltig zu entwickeln sowie die regionalen Akteure aus Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft zu unterstützen.
Folgende Projektansätze können beispielsweise gefördert werden:
- Erhalt / Sanierung / Ertüchtigung des Kulturerbes der Region, in Form von Gebäuden, Maschinen und Fahrzeugen
- Ausweitung und Vernetzung von bestehenden Kulturangeboten (z. B. Museen, Spielstätten, Veranstaltungsorte)
- Bewahrung historischer Handwerkstechniken und -fertigkeiten
- Neue Erlebnisangebote schaffen (Erneuerbare Energien einbinden, Streuobst- und Blumenwiesen für mehr Biodiversität, Ausstellungen, Kurse etc.)
- Be- und Ausschilderungen touristischer Angebote
- Vorarbeiten, Konzepte, Gutachten, Studien zur Gästestruktur, zu Bedürfnissen und Wertschöpfungsdaten touristischer Angebote
- Neue Instrumente der Vernetzung von Kunst- und Kulturschaffenden
- Aufbau eines Netzwerks für Kulturschaffende bzw. einer Kulturdatenbank
Klima-, Umwelt- und Naturschutz
Dieses Handlungsfeld hat die höchste Priorität im Konzept. Im Kern geht es um den Schutz unserer Lebensgrundlage sowohl hinsichtlich klimatischer Auswirkungen als auch in Bezug auf den Schutz der besonderen naturräumlichen Potenziale der Region.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der klimafreundlichen Mobilität von Gästen und Einheimischen, auf der zu gestaltenden Energiewende im Hinblick auf Erneuerbare Energien, Energieeinsparung und Energieeffizienz, auf der Stärkung der Biodiversität mit Hilfe der Biotopvernetzung sowie auf einer intensiven Bewusstseinsbildung der Bevölkerung hinsichtlich der Notwendigkeit von Klima-, Umwelt- und Naturschutz.
Folgende Projektansätze können beispielsweise gefördert werden:
- Bus- und Bahnknotenpunkte ausbauen
- Parkplätze reduzieren / Entsiegelung mit Bepflanzung
- Radwanderwege
- Beratungsleistungen zur Energiewende / energetische Quartierskonzepte
- Potenzialanalysen, Machbarkeitsstudien, Konzepte (Klimaschutzteilkonzepte)
- Biotopverbundkonzept
- Aufwertung von Wege- und Gewässerrandstreifen
- Renaturierung von Fließgewässern
- Anlage und Pflege von Blühstreifen, Kleingewässer, Wallhecken u. a.
- Aufwertung von Naturdenkmalen und Schlatts
- Erwachsenenbildung zur Vermittlung von Zusammenhängen im Arten- und Klimaschutz
- Ausbildung von Naturpark- oder Junior-Rangern
- Realisierung von Insektenparks und Bürgergärten
- Lehrpfade / Infopunkte / Ausstellungen / Aussichts- und Beobachtungspunkte
Demografische Entwicklung
Die Auswirkungen des demografischen Wandels (Zuzug neuer Bevölkerungsgruppen, steigendes Durchschnittsalter, fehlende junge Fachkräfte) stellen die Kommunen in der Region vor vielfältige Aufgaben. Die Attraktivität und Einzigartigkeit der Orte mit ihren vielfältigen Funktionen muss aufrechterhalten werden, um ein attraktives Wohnumfeld mit hoher Lebensqualität vor Ort zu bieten.
Bei der demografischen Entwicklung handelt es sich um ein querschnittsorientiertes Thema, welches auch in den übrigen vier Handlungsfeldern zumindest mittelbar berücksichtigt wird. Zusätzlich sind explizite Anstrengungen im Hinblick auf die Sicherung der Grundversorgung, die Herstellung der Barrierefreiheit, das soziale Miteinander in Vereinen und der Dorfgemeinschaft sowie die Integration von Zugezogenen.
Folgende Projektansätze können beispielsweise gefördert werden:
- Mobile Läden / Mobile Bürgerberatung / Mobile Praxen
- Konzept für betreute Wohnformen in der Region
- Beratung zur Gründung von Pflege-, Senioren- und anderen Wohngemeinschaften
- Beratungsleistungen zur barrierefreien Umgestaltung von Wohnraum
- Dorfgemeinschaftshäuser / Mehrgenerationentreffpunkte
- Digitale oder physische Vernetzungsaktivitäten / Veranstaltungen
- Skater-Anlagen, Bolz- und Basketballplätze (nicht vereinsorganisierte Sportstätten)
- Interkulturelle Treffpunkte / Kulturelle Austauschformate
Digitalisierung und regionale Wirtschaftsentwicklung
Eine digitalisierte und globalisierte Welt ist Fluch und Segen zu gleich. Wir haben durch die internationale Arbeitsteilung eine immense Produktvielfalt und Möglichkeiten der Mobilität und des Austauschs, die es uns erlaubt andere Erdteile und Kulturen kennenzulernen. Auf der anderen Seite entstehen durch den unverhältnismäßigen Konsum, die fossile Mobilität und den steigenden Energiebedarf unüberwindbare Schäden an der Atmosphäre unserer Erde, der Vielfalt der Natur und letztlich an allen natürlichen Kreisläufen, in der der Mensch eingebunden ist und die seine Lebensgrundlage bilden.
Weltweite Pandemien oder auch lokale Kriege der jüngsten Vergangenheit zeigen, wie labil und angreifbar die globalen Lieferketten, die Abhängigkeit von fossilen Energien und der gesamte globalisierte Wirtschaftskreislauf in Wirklichkeit sind, mit gravierenden Auswirkungen auf den Wohlstand, den gesellschaftlichen Frieden und die Freiheit der Menschen in Deutschland und ganz Europa.
Die Konsequenz daraus könnte eine zunehmende Regionalisierung sein, die für mehr Resilienz der Wirtschaftsstruktur und weniger Abhängigkeiten von anderen Ländern sorgt. Vor diesem Hintergrund sollen in der Region digitale Kompetenzen der Verwaltung, der Wirtschaft und der Gesellschaft gestärkt, die Landwirtschaft nachhaltiger entwickelt, die regionale Wertschöpfung gefördert und das Arbeiten in der Region wettbewerbsfähiger werden.
Folgende Projektansätze können beispielsweise gefördert werden:
- Vernetzungsplattformen zur gemeinsamen Nutzung digitaler Technologien
- Digitale Vorträge und Informationsveranstaltungen
- Beratungsleistungen bei der Umstellung auf Ökolandbau
- Umsetzung von Maßnahmen der Ökomodellregion
- Themenroute Ökolandbau
- Aufklärungsarbeit zu Vorteilen regionaler Produkte
- Überregionales Einzelhandelsentwicklungskonzept
- Konzepte, Marktanalysen
- Coworking-Spaces / Pop-Up-Stores / Start-Up-Zentren
- Imagefilme / Kampagnen zur Fachkräftegewinnung
- Vermarktung der Arbeitgeberattraktivität
- Gemeinwohlökonomie-Bilanzierung von Unternehmen
Nachhaltige Siedlungsentwicklung
Die Siedlungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte bedeutete einen stetig zunehmenden Flächenverbrauch, eine autogerechte Verkehrsentwicklung, eine Störung der Grundversorgung in kleineren Ortschaften, Leerstand in den Ortskernen sowie keine vorausschauende Anpassung an den Klimawandel.
Eine nachhaltige und intelligente Siedlungsentwicklung stützt die Funktionalität und Attraktivität der Siedlungs- und Ortskerne, minimiert die Flächeninanspruchnahme, bereitet die Siedlungen auf immer heißere Sommer und lokale Starkregenereignisse vor und fördert zugleich die regionale Baukultur, um die regionale Identität zu stärken und im Wettbewerb der Regionen mit Charakter zu bestehen.
Folgende Projektansätze können beispielsweise gefördert werden:
- Mobile Dorfläden / Digitales Dorfmobil
- Verschönerungsmaßnahmen der Ortskerne
- Quartiersentwicklung / Nachbarschaftskonzepte / Multifunktionsgebäude
- Leerstandsmanagement / Potenzialanalysen
- Begegnungsorte für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen
- Leerstandskataster, Altersstrukturkataster
- Anpflanzungen auf ehemals versiegelten Flächen (Grünstrukturen)
- Beratungsangebote zur Herrichtung klima- und insektenfreundlicher Gärten
- Baumanpflanzung
- Informationsmaterialien zur Klimaanpassung
- Konzepte, Analysen (Starkregenrisikoanalyse, Schwammstadtkonzept)
- Um- und Nachnutzung alter Gebäude
- Erhalt und Aufwertung typischer Anlagen (z. B. Mühlen, Pumpwerke, Schmieden)
- Sanierung denkmalgeschützter Bausubstanz